Die Anlagestrategien der Pensionskassen

Pensionskassen verwalten über 1200 Milliarden Franken. Doch wird das volle Renditepotenzial ausgeschöpft, und sind Immobilieninvestitionen wirklich ohne Risiko?

Bild Pixabay

Ein Viertel der Gelder werden in Betongold investiert.

Pensionskassen sind ein Erfolgsmodell. Zusammengerechnet betragen die Ersparnisse mittlerweile 1200 Milliarden Franken. Und in den letzten rund 20 Jahren haben alle Kassen zusammen Erträge von über 600 Milliarden Franken erzielt. Viele Schweizerinnen und Schweizer legen ihr Geld nicht selbst an – deshalb ist es für viele auch das einzige Vermögen. Sie haben keine andere Wahl, als ihrer Pensionskasse zu vertrauen, dass sie ihr Geld gewinnbringend anlegt und der Deckungsgrad immer über 100 Prozent liegt. Der Deckungsgrad als isolierte Zahl ist allerdings trügerisch und basiert auf Annahmen, die die Kasse selbst trifft. Sie stützt sich auf Renditen in der Zukunft, die Lebenserwartung der Versicherten sowie vorhandene Rückstellungen.

Immobilien und Mietpreise werden nicht von der Angebotsseite bestimmt, sondern allein durch die Nachfrage geprägt.

Frank Wigger, Leiter Kapitalanlagen, Asga Pensionskasse

Die Altersvorsorge ist für die Schweizerinnen und Schweizer ein wichtiges Thema. Die bange Frage bei der Planung der Pensionierung ist ja immer, ob das Geld ausreicht. Die Berechnung der Einnahmen aus AHV, Pensionskasse und anderen Einkünften ist meist einfach. Schwieriger ist die Budgetierung der Ausgaben und auch, ob beispielsweise das Eigenheim, das meist auch bereits in die Jahre gekommen ist, noch tragbar ist.

Betongold als Risiko?

Aus dieser Optik werden auch die Anlagestrategien der Pensionskassen skeptisch mitverfolgt, vor allem auch die Investitionen in den in vielen Regionen immer noch boomenden Immobilienmarkt. Ein Viertel der Gelder werden in das sogenannte Betongold investiert. Heizen die Pensionskassen damit nicht den Immobilienmarkt an und treiben so die Miet- und Kaufpreise hoch? «Nein», sagt Frank Wigger, Leiter Kapitalanlagen der Asga Pensionskasse, «die Immobilien- und die Mietpreise werden nicht von der Angebotsseite bestimmt, sondern allein durch die Nachfrage geprägt.» Im Gegenteil, Pensionskassen spielten als wichtige Marktteilnehmer auf der Angebotsseite eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die bestehende Wohnungsknappheit. Die Asga Pensionskasse sehe ihre Verantwortung auch in der Rolle einer verantwortungsvollen Vermieterin und Liegenschaftsbesitzers, die der breiten Bevölkerung bedarfsgerechten Wohnraum biete und diesen kontinuierlich anpasse, erneuere sowie mit gezielten Ausbaumassnahmen erweitere.

Risiko versus Rendite

Auf den ersten Blick scheint es Pensionskassen zu geben, die ihre Gelder erfolgreicher anlegen und eine höhere Rendite erwirtschaften. Der Unterschied ist mit 1,5 und bis zu 9 Prozent gross. Das hängt einerseits von der Risiko-bereitschaft und der finanziellen Situation der Pensionskasse ab, andererseits aber auch vom Anteil der Rentner und Rentnerinnen. Pensionskassen mit einem hohen Rentneranteil können nur begrenzt in renditestärkere, aber risikobehaftete Anlagen wie Aktien investieren.

Potenzial nicht ausgenutzt

Die von der der Asset Management Association Switzerland (AMAS) in Auftrag gegebene «Pensionskassenstudie 2024» hat die Risikofreudigkeit der Schweizer Pensionskassen unter die Lupe genommen. Sie glauben, herausgefunden zu haben, dass die meisten Pensionskassen durch die Optimierung der Anlagestrategie die Rendite erhöhen könnten, ohne dafür höhere Risiken in Kauf zu nehmen. Die Studie hat dafür drei Hauptursachen ausgemacht. Zusammengefasst müssten sie dafür die Anleihen reduzieren, den «Home Bias» abbauen, also mehr im Ausland investieren und mehr auf alternative Anlagen wie Hedgefonds, Infrastruktur und Private Equity setzen. Der rechtliche Auftrag der Pensionskassen laute, mit einer dem Risiko angemessenen Anlagestrategie und unter Beachtung der erforderlichen Sorgfalt möglichst hohe Erträge zu erwirtschaften. Es sei deshalb nicht nur Aufgabe des Stiftungsrats, Anlagerisiken möglichst zu begrenzen, sondern auch risikogerechte Erträge zu generieren, heisst es in der Zusammenfassung.

Sicherheit an erster Stelle

Die Inhaberinnen und Inhaber von Gewerbebetrieben und KMU stehen also in der Verantwortung, sich einer Pensionskasse anzuschliessen, die sicher ist, möglichst hohe Erträge erwirtschaftet, administrativ nicht überfordert und – nicht zu unterschätzen – auch für Mitarbeitende attraktiv ist. Eine Standardlösung ist allerdings nicht ideal und deckt die individuellen Bedürfnisse nicht ab. «Massgeschneiderte Vorsorgelösungen sind entscheidend, da jedes Unternehmen individuelle Anforderungen hat und eine Pensionskasse flexibel auf deren Bedürfnisse eingehen sollte», sagt Felix Brandenberger, Leiter Marktentwicklung der Asga Pensionskasse. Auch für ihn steht die Sicherheit an oberster Stelle, dies unter anderem durch einen hohen Deckungsgrad, das Schützen der Bilanz dank tiefen Verpflichtungen, dem technischen Zins sowie einer gesunden Versichertenstruktur – damit ist das Verhältnis der aktiven Versicherten zu den Rentnern vor allem wichtig. Zudem spielten tiefe Risiko- und Verwaltungskosten eine Rolle, da sie die finanzielle Belastung für das KMU und seine Mitarbeitenden gering halten. Nicht zuletzt sei eine persönliche Beratung essenziell, um jederzeit eine optimale Betreuung und die besten Vorsorgelösungen sicherzustellen.

Gerold Brütsch-Prévôt

Redaktioneller Mitarbeiter Zürcher Wirtschaft

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