Denkwürdiges Comeback der Berufsmesse Zürich

Der Ansturm von Schülerinnen und Schülern und das Medienecho waren gross: Die Berufsmesse Zürich, Ausgabe 2021, fand nach einem coronabedingten Unterbruch 2020 wieder statt. Das zeigt: Der Hunger nach Tuchfühlung mit der Berufswelt ist ungebrochen gross.

Bild MCH Schweiz Group
Bild Mark Gasser
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Der Philosoph Ludwig Hasler hatte es in seiner Eröffnungsansprache auf den Punkt gebracht: Trotz allen Fortschritts, aller Automatisierung gelte: «Wer mit Herz und Hand am Werk ist, wird nie überflüssig.» Und das sei gut so. Denn gebraucht zu werden, das Mitwirken an etwas Bedeutsamem, «das grösser ist als ich», mache schliesslich die Faszination und den höheren Wert der Berufswelt aus. «Ich schraube, ich backe, also bin ich», so Hasler.
Trotzdem ist der Wandel unaufhaltsam. Mit den Worten: «Querfeldein ist das neue Geradeaus», ehrte Regierungsrätin Silvia Steiner ihrerseits die drei Zürcher Gold-Gewinner an den Euro-Skills, Leandra Schweizer (Fleischfachfrau), Yunus Ruff und Silvan Wiedmer (beide Industrie 4.0). Sie sprach damit die Vielfalt der teilweise neuen oder sich wandelnden Berufe und die vermehrt erforderliche Agilität an, an die auch die Ausbildungsstätten adaptieren müssen. Dieser Vielfalt und Dynamik der Berufswelt kommt die Berufsmesse Zürich mit niederschwelligen Kontaktmöglichkeiten auf einmalige Weise entgegen. «Es ist ein grosses Bedürfnis für alle 3.-SekundarschülerInnen, Berufsbildung mit Händen fassen zu können», stellte Steiner fest. Dass aktuell 42 000 Lernende in 14 000 Lehrbetrieben einer Ausbildung nachgehen, unterstreiche die Bedeutung der Berufsbildung.
Damit fiel der Startschuss einer Berufsmesse, die am Ende 49 575 Personen besuchten, darunter 21 561 Oberstufenschülerinnen und -schüler aus 10 Kantonen im Klassenverbund. Viele der Jugendlichen kamen nach dem Klassenbesuch nochmals an den Nachmittagen oder am Samstag gemeinsam mit ihren Eltern oder Freunden an die Berufsmesse Zürich.

Spielerisch bis ernst
Und es gab viel zu entdecken. Bei den landwirtschaftlichen Berufen, vom Strickhof präsentiert, konnte man sich gleich in die Arbeit auf dem Hof stürzen: Kuh Melken am künstlichen Euter oder ein Entsorgungsparcours (Bereich Lebensmitteltechnologie) boten hier Unterhaltung und Information zugleich.
Bei anderen Ausstellern wie Novartis herrschten etwas ernstere «Laborbedingungen»: Hier erhielt man Auskunft zur Ausbildung der LaborantInnen der Fachrichtung Chemie und Biologie sowie zum Chemie- und Pharmatechnologen – und konnte gleich Proben am Mikroskop analysieren.
Am Stand der MalerInnen und GipserInnen (die «Kreativen am Bau») wurden den einen gleich Pinsel verteilt, während andere sich übers Tapezieren oder das Böden, Wände oder Decken streichen schlau machten. Derweil bot die Airline Swiss in Halle 1 einen Überblick über den Beruf Polymechaniker und Automatiker – und als Anschauungsunterricht diente gleich eine ältere ausgebaute Cockpit-Steuereinheit. Rennen fahren – zumindest virtuell – und einen eigenen kleinen F1-Wagen bauen konnten die BesucherInnen beim Autogewerbe Verband Schweiz (AGVS).
Aber auch bei vielen anderen wurde Berufsnachwuchs gesucht – und viele Interessenten für Schnupperlehren konnten gefunden werden. Kurzum: 90 Berufsverbände, Firmen und Schulen zeigten einen repräsentativen Querschnitt durch die Schweizer Bildungslandschaft. So wurde vor Ort gemauert, gemeisselt, geschliffen, gelötet, gehobelt, frisiert, gebaggert, gefahren, programmiert, gemischt oder gebacken.
Der KGV als Mitorganisator, welcher gemeinsam mit MCH Messe Zürich AG die Messe auf die Beine stellt, durfte resümieren: Die Berufsmesse Zürich überzeugte einmal mehr mit ihrem einzigartigen und lebendigen Einblick in die Berufswelt.

Packendes Begleitprogramm
Abgerundet wurde die Berufsmessewoche mit dem Elternanlass vom Samstag, an dem Nicklaus Schatzmann, Amtschef des kantonalen Mittelschul- und Berufsbildungsamts, die Vorzüge der Berufsausbildung und die Durchlässigkeit des Berufsbildungssystems in der Schweiz hervorhob: Das Ziel der Politik, dass 95 Prozent aller 25-Jährigen einen Abschluss auf Sekundarstufe II oder höher hätten, werde übertroffen. Weltweit weise die Schweiz die tiefste Jugendarbeitslosigkeit auf. «Und während die Berufsbildung bei manchen Eltern einen schlechteren Ruf als die gymnasiale Ausbildung hat, sind da die Chancen durch Weiterbildungsmöglichkeiten vielfältig.» Weitere prominente Gäste wie Komiker Viktor Giacobbo, Moderator Sandro Brotz und Journalist Arthur Honegger statteten der Berufsmesse Zürich einen Besuch ab.
Auf grosses Interesse stiess auch dieses Jahr der Bewerbungscampus mit Gratisdienstleistungen rund um die berufliche Orientierung. Gut besucht waren ebenso die Stärkenworkshops, die Kurzvorträge im Forum zu Bewerbung und Lehrstellensuche wie auch die speziell für Eltern konzipierten Veranstaltungen.

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