Denglisch im Büroalltag

Während viele Anglizismen die Halbwertszeit eines Hamburgers haben, sind einige besonders hartnäckig. Hier eine Auswahl aus der Bürowelt, die uns besonders auf die Nerven gehen könnte – wenn wir sie überhaupt noch bemerken würden:

Brainstorming: Wären wir nicht längst abgestumpft, wäre die logische Folgerung: Da müssen Psychopharmaka im Spiel sein. In der Kokainhochburg Zürich (je nach Branche) möglicherweise andere Substanzen.

Task Force: Der Begriff, der aus der US Navy stammt, um verschiedene artfremde Einheiten zusammenzuziehen, lässt einen erschaudern: Da müssen Köpfe rollen.

Networking: Was früher der «lockere Austausch» war, ist jetzt ein epischer Kommunikationskampf, bei dem Visitenkarten und Elevator Pitches zusammen mit Canapéekrümeln durch die Luft fliegen. Dabei ist der Begriff tatsächlich unfreiwillig präzis: Wer im Netz eines Profis gefangen ist, muss sich erst wieder mühsam aus dem Monolog herausarbeiten.

Meeting: Oder wie wir es früher nannten, Besprechung. Jetzt klingt es so, als ob wir uns für einen geheimen Club anmelden müssen, um über die neuesten Pie-Charts zu plaudern.

Low-Hanging Fruit: Eine elegante Art zu sagen, dass wir die einfachen Dinge zuerst erledigen sollten. Aber falls wir überhaupt je Früchte essen (geschweige denn pflücken), bücken wir uns im Laden eher ungern für Früchte – die Markenschoggi, Chips und Co. sind daher in den Regalen nicht tief, sondern mittig angesiedelt. Wenn wir schon das Bild des Pflückens strapazieren, dann bitte auf Deutsch – und mit hiesigen Produkten: Als da wären die Pendants «gut platzierte Produkte» oder in der Naturversion «Obst vom Niederstammbaum».

Workflow: Eine komplizierte Art zu sagen, wie Dinge getan werden. Allerdings wirkt «Vorgangssteuerung» oder «Arbeitsprozesssteuerung» auch nicht weniger technokratisch.

Einladungsmanagement (streng genommen nur ein halber Anglizismus): Wer will nicht das Gästeerlebnis optimieren? Aber weil es schliesslich unsere Party ist, laden wir nicht jeden ein: Das Rosinenpicken in der Kundenkartei ist hohe Kunst und hat so auch seinen eigenen Büro-Anglizismus verdient. Da sind dann die «Low Hanging Fruits» nicht erwünscht. Dazu gehören aber auch der Versand der Einladung, die Registrierung der Teilnehmer, die Verfolgung der Anwesenheit oder die Koordination des Caterings. Kaum erstaunlich: Dafür gibt es Tools und ganze Ratgeberbücher.

Out of the Box Thinking: Ah, die Box. Dieses mythische Gefängnis der Kreativität, aus dem wir alle ausbrechen sollen. Wir leben in Schachteln, Boxen und Räumen, denken folglich kubisch wie Picasso – oder zumindest in geometrischen Formen. Leider sind am Meeting, an dem der Spruch fällt, die meisten von uns noch nicht mal in der gemeinten mentalen Schachtel drin. «Agil sein» und «Scrum», «Upskilling und «Reskilling» gehören in den gleichen trendigen Forderungskatalog nach geistiger Flexibilität.

Lunchen: Klingt wahlweise nach falsch ausgesprochener Morddrohung («löntschen») oder nach einer friedlichen Unterbrechung für einen Happen. Aber in Wirklichkeit ist der hektische Sprint zum nächsten Fast-Food-Laden, Coop oder Migros gemeint, damit man rechtzeitig wieder am Schreibtisch ist.

Wadenbeisser

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