«Den grossen Plan hatte ich damals nicht»

Roland Brack hat eine kometenhafte Karriere hingelegt – vom technikbegeisterten Tüftler zum grössten Onlinehändler der Schweiz. Das Rezept für seinen Erfolg? Leidenschaft und Neugierde.

Bild: CH Media

Spätestens seit der Fernsehsendung «Höhle der Löwen» ist Roland Brack auch als Startup-Investor schweizweit bekannt.

Bereits als Schulbub handelten Sie mit Modellfliegern, später bauten Sie Computer zusammen. Mit 22 Jahren, während Ihres Studiums der Elektrotechnik, gründeten Sie Brack Consulting als Einzelfirma. Wurde Ihnen das Unternehmertum in die Wiege gelegt?

Roland Brack: Überhaupt nicht. Meine Eltern hätten mich am liebsten bis zur Pensionierung in einem sicheren Job gesehen – so, wie sie es mir vorgelebt hatten. Ich aber war bereits zu Schulzeiten unternehmenstüchtig, handelte bei meinen Kollegen wie erwähnt mit Modellflugzeugteilen und baute später Computer zusammen, um diese zu verkaufen. Den grossen Plan, dass daraus einmal ein Business werden könnte, hatte ich damals nicht. Vielmehr war es meine Leidenschaft, mein Hobby – und ich hatte einfach Freude daran, die neuesten Technologien auszuprobieren und daran herumzutüfteln. Der Anfang war also viel weniger spektakulär als angenommen.

Die Idee, Unternehmer zu werden, stand anfänglich gar nicht im Vordergrund?

Brack: Ja und nein. Primär war es meine Passion, die mich antrieb. Aber ja, irgendwie habe ich schon ein Unternehmer-Gen in mir – meine Schwester ist übrigens ebenfalls Unternehmerin. Und am Handel hatte ich früh meine Freude. Das in Kombination mit der Leidenschaft für neue Technologien passte zusammen.

«Ich bin eher der Typus Chaot und mag es nicht, wenn alles schon vorausgeplant ist. Das ist mir ein Graus und ich mache Dinge lieber spontan.»

Roland Brack
Gründer brack.ch und Startup-Investor

Sie haben angetönt, dass Ihre Eltern Sie lieber in einem sicheren Job gesehen hätten als in der Selbständigkeit. Woher haben Sie Unterstützung bekommen?

Brack: Meine Eltern haben mich insofern unterstützt, als dass sie mir meine Tätigkeiten nicht verboten haben. Auch wenn sie sich öfters darüber beschwerten, wenn das ganze Haus mit Material vollgestellt war und sie der Meinung waren, dass ich doch lieber mein Geld auf die Bank bringen sollte. Aber letztlich liessen sie mich machen – und das war für mich schon eine Form von Unterstützung. Zudem half mir mein Grossvater, ein Bauer, mit einem Darlehen von 30 000 Franken, eine Lieferung vorzufinanzieren.

Vom Einzelunternehmer Brack ging es kontinuierlich bergauf zum grössten Onlinehändler der Schweiz. Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Brack: Alles, was ich tue, mache ich mit Leidenschaft und Überzeugung. Ich denke, das ist ein zentraler Erfolgsfaktor. Zugleich habe ich Freude an Neuem und probiere gerne Dinge aus, von denen ich nicht so genau weiss, wohin sie führen. Das Unternehmertum ist ein Abenteuer und man weiss meist nicht, was in einem Jahr ist.

Sind Sie risikofreudig?

Brack: Absolut. Ich bin eher der Typus Chaot und mag es nicht, wenn alles schon vorausgeplant ist. Das ist mir ein Graus und ich mache Dinge lieber spontan. Als Unternehmer ist es sicherlich ein Vorteil, wenn man offen ist für Neues – insbesondere bei einem Startup ist es schwierig, zuviel vorauszuplanen. Man muss flexibel bleiben.

Stichwort Startup: Von hundert überleben achtzig die ersten drei Jahre nicht. Was machen die übrigen zwanzig richtig?

Brack: Sie bleiben flexibel und versteifen sich nicht auf ihren Businessplan oder auf eine Ursprungsidee. Ich habe selten einen Businessplan gesehen, der so aufgegangen ist, wie er zu Beginn geplant wurde. Vielmehr erstellt man ein Papier, begibt sich auf eine Reise, adaptiert und verändert die Ziele. Diese Offenheit braucht es, sonst wird es schwierig für ein Startup. Ebenso sollte man die Augen offen halten und Chancen packen, die sich einem ergeben. Brack ist etwa durch Übernahmen stark gewachsen.

Die Schweiz brüstet sich gerne als Startup-Landschaft. Werden Jungunternehmen auch genügend unterstützt?

Brack: Ich würde sagen: finanziell und fachlich ja. Das Problem sehe ich vielmehr im Mindset. Mit Risiken und Misserfolg kann man hierzulande schlecht umgehen; man wird sofort als Loser abgestempelt, wenn eine Firma in Konkurs geht. Die Risikobereitschaft ist nicht sehr gross und ich glaube, dass viele coole Ideen dadurch erst gar nicht angepackt werden.

Gibt es den richtigen Zeitpunkt zum Gründen?

Brack: Der richtige Zeitpunkt ist genau jetzt. Denkt man über eine Gründung nach, dann sollte man es anpacken. Je jünger man ist und je weniger familiäre Verantwortung man hat, desto besser. Und: Konjunkturelle Zyklen spielen keine Rolle. Krisenzeiten sind immer auch Chancen.

Worauf achten Sie bei einem Investment in ein Startup?

Brack: Businesspläne ändern sich oft; deshalb achte ich auf die Menschen und das Team dahinter. Es muss menschlich stimmen, man muss sich sympathisch sein und den Weg gemeinsam gehen wollen. Schliesslich begibt man sich auf eine längere Reise, die gut fünf bis zehn Jahre dauern kann.

Das Menschliche ist wichtiger als das Produkt?

Brack: Ja. Wenn man ein gutes Einvernehmen hat, kann man Businesspläne adaptieren.

Die Neobank Neon war eines Ihrer ersten Investments. Welche Bedeutung hat dieses heute noch für Sie?

Brack: Neon ist für mich in vielen Belangen ein positives Beispiel: Dahinter steht ein grosses dynamisches Team mit zahlreichen Co-Founders, die voller Leidenschaft und Motivation für ihr Produkt einstehen. Zugleich ist die Neon-Kreditkarte nicht mehr aus meinem Alltag wegzudenken.

Ein Investment, das Sie bereut haben?

Brack: Eines? Bereut habe ich alle, die Konkurs anmelden mussten. Und das waren doch einige. Aber, wie heisst es doch so schön: «Scheitern gehört zum Erfolg dazu.»

In welchem Bereich würden Sie heute ein Startup gründen?

Brack: Ich würde mich nicht auf eine Branche festlegen, sondern das machen, wofür ich brenne. Das ist entscheidender als die Branche. Aber wahrscheinlich würde ich etwas im Bereich der künstlichen Intelligenz machen.

Ist es für Sie denkbar, nochmals etwas Neues zu gründen?

Brack: Ich glaube eher nicht. Ich bin happy mit meiner Rolle als Investor und stehe gerne in der zweiten Reihe, um anderen den Ball zuzuspielen. Wichtig ist mir persönlich auch, möglichst viele junge Menschen im Bereich ICT (Information, Communication, Technology) auszubilden.

In der TV-Sendung «Höhle der Löwen» sind Sie der bunte Vogel unter den Löwen. Inwiefern geniessen Sie es, im Scheinwerferlicht zu stehen?

Brack: Für mich war es von Anfang an ein riesiges Abenteuer und ich bin auch in der sechsten Staffel noch immer fasziniert davon, wie eine solche Sendung entsteht. Dabei machen wir keine eigentliche Show, sondern wirklich Business. Ich bin nicht als Schauspieler, sondern als Unternehmer dabei. Dass ich etwas bunt daherkomme – so bin ich halt. Ich war nie der Steife, Angepasste, der sich gerne in ein Muster pressen liess. Zudem finde ich: Wir feiern Unternehmertum, deshalb darf es feierlich sein.

Was bringt Ihnen Ihre Bekanntheit in Bezug auf Ihr eigenes Business?

Brack: Es kommen deutlich mehr Bewerber zu uns, die mich in der Show als sympathisch erlebt haben, und daraufhin bei uns arbeiten möchten. In Zeiten von Fachkräftemangel ist das schon Gold wert. Ebenso dient die Bekanntheit doch hin und wieder als Türöffner.

Was steht bei Ihnen in nächster Zukunft an?

Brack: Die 6. Staffel von «Höhle der Löwen» ist abgedreht und es stehen die Vertragsabschlüsse mit den neuen Kandidaten an.

Anna Birkenmeier

Redaktion Zürcher Wirtschaft

Barbara Rüttimann

Kolumnistin und Kommunikationsberaterin

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