Das Geheimnis
der Business Agilität

Die Arbeitswelt in radikaler Veränderung – wie reagieren Menschen auf die Zunahme von Komplexität und wie wird ein Unternehmen agil?

Bild: stock.adobe.com/Rymden

Intuitive Experten – ein wünschenswertes Element bei agilen Unternehmen.

Menschen haben Muster gebildet, wie sie mit Problemsituationen umgehen. Dazu gehören ausprobieren (try and error), ausblenden (Verbleiben beim alten Muster), versuchen zu verstehen (rationales Durchdringen), simplifizieren und trivialisieren (Konzentration auf wenige Kriterien) und emotionale Bewertung (intuitives Agieren). Entsprechend werden diese Muster auch in neuen, komplexeren Situationen angewendet, verfehlen aber oft ihre Wirkung, da sie für eine adäquate Lösungsfindung nicht das passende «Werkzeug» sind.
Die Intuition kann dabei sehr hilfreich sein, weil sie die Fähigkeit des Gehirns ist, komplexe Muster jenseits des Verstehens zu bilden. Die Frage stellt sich dabei, auf welcher Grundlage diese intuitiven Muster gebildet worden sind und ob diese Grundlagen den heutigen Realitäten noch entsprechen. Prof. Peter Kruse sieht den intuitiven Experten, welcher stets wach, höchst lernfähig und stets vernetzt und kollaborativ ist, im Vorteil. Arbeiten solche intuitiven Experten zusammen, entsteht eine kollektive Intuition, die nahe am realen System ist und adäquates Handeln in komplexen Systemen ermöglicht.

Business Agilität: Drei Phasen

Agilität ist seit Jahren ein starker Trend in der Gestaltung von Unternehmensprozessen und -Strukturen. Wurde zu Beginn des Trends vor allem IT-Teams und -Abteilungen mittels Scrum auf agil getrimmt, so kann heute Agilität in allen Unternehmensbereichen wirksam sein. Es gibt agile HR, agile Marketing oder insgesamt Business Agility als Framework für eine lernende Organisation. Es besteht die Gefahr, dass Agilität eingeführt wird, ohne dass die Basis dazu aus individueller oder organisatorischer Sicht gegeben ist. Eine agile Transformation kann nicht mittels To-Do-Liste abgearbeitet werden, da komplexe Situationen nicht nach Good- oder Best-Practices funktionieren. Es führt kein Weg daran vorbei, in jedem Kontext die aktuell richtigen Formen der Zusammenarbeit zu entdecken und zu entwickeln. Gerade darum ist es wichtig zu wissen, was das Ziel von Business Agilität ist.
Warum wollen wir an unserer Zusammenarbeit etwas ändern? Wo sind aktuell die «Pains»? Welche «Gains» streben wir an? Was ist das WHY für Veränderung, für ein anderes Zusammenarbeiten?
Wenn sich Organisationen für einen agileren Weg entscheiden, passieren die ersten Schritte oft dadurch, dass das gesamte System mehr Möglichkeiten für Flexibilität und Anpassungsfähigkeit erhält. Dies kann dadurch bewirkt werden, dass Strukturen, Tools und Methoden eingeführt und ausgetestet werden, die Agilität fördern; also helfen, agiler zusammenzuarbeiten. Weil es uns häufig sehr schwierig fällt, abstrakte Werte und Prinzipien zu begreifen, hilft es, agiler zu arbeiten und Agilität zu erleben. Das nennen wir DOING AGILE.

Was ist Agilität?

Durch die Kombination von Anleitung, Erfahrung (DOING agile) und Theorie (Werte, Prinzipien) begreift eine Organisation und ihre Mitarbeitenden immer besser, was Agilität ist, wie es wirksam und effektiv funktioniert. Aus vereinbarter Kooperation wird kulturell gelebte Kollaboration mit starker Tendenz zur Selbstverantwortung und Selbstorganisation. Dies führt dazu, dass Menschen nicht nur Agilität betreiben, sondern agil werden. Es entsteht vor allem in den Teams eine Maturität von selbstorganisierter, auf Rollen basierter und kollaborativer Zusammenarbeit. Leadership wird nicht hierarchisch verstanden, sondern in unterschiedlichen Rollen (People Development, Product Owner, Scrum Master) gelebt. Es entsteht eine Kultur des «Vertrauen schenkens» und Lernen wird zur Selbstverständlichkeit. Der Kunde sowie die Mitarbeitenden werden nicht mehr bevormundet, sondern als Teil eines organisatorischen Entwicklungsprozesses verstanden und miteinbezogen.
Es entsteht Business Agilität mit nachweislich verbesserter und wirksamerer Zusammenarbeit auf allen Ebenen, zufriedenen Mitarbeitenden und Kunden, besseren Ergebnissen, die schneller und sicherer erreicht werden. «Better, sooner, safer & happier» – das nennen wir BEING AGILE.

Wichtig: sich auf den Weg Richtung Business Agilität zu bewegen, heisst nicht, dass alle Prozesse aus der Hierarchie hin zur Selbstorganisation entwickelt werden sollen. Wo Hierarchie und vor allem skalierte Prozesse wirksam und effizient sind, sind diese unbedingt weiterzuführen. Lean Management unterstützt Business Agilität in perfekter Art und Weise, da die Maschine da (digitale) Effizienz schafft, wo es sinnvoll ist und so den Menschen die Möglichkeit gibt, sich auf ihre kollaborativen Kernfertigkeiten zu konzentrieren.

Urs Achermann

CEO KV Business School Zürich, ist seit über 20 Jahren Bildungsgestalter. Das Bildungsunternehmen begleitet Organisationen in ihrer gesamten Entwicklung hin zur (digitalen) Transformation.

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