Bussen und Parkplätze: April, April
Jede zehnte Busse gratis: 1.-April-Scherz der Stapo Uster.
Lügen ist nicht schön. Aber die Wahrheit ist oft hässlicher als eine beschönigende Lüge. Oder als ein 1.-April-Scherz. «Wir haben die Kunst, um nicht an der Wahrheit zugrunde zu gehen», sagte Nietzsche. Oft sind Polizeimeldungen recht trocken, weil in Beamtendeutsch wahrheitsgetreu verfasst. Dann und wann dürfen sie die Beamten kunstvoll mit ein wenig Humor (und Fiktion) würzen. So am 1. April, wenn das moderne Bedürfnis, seine Persönlichkeit in eine leicht verdauliche, also Social-Media-taugliche Schablone zu pressen, sich mit dem orchestrierten Drang zum Witzigsein vermischt. Womit sie dann zu sagen pflegen: Wir sind gar kein so konturloser, autoritätshöriger Haufen! Dieses Jahr besonders en vogue: Scherze übers Parkieren.
In jedem Spass steckt ein Funken Wahrheit. Daher ist es kaum Zufall, dass sich die 1.-April-Scherze der Stadtpolizeien von Zürich, Winterthur und Uster allesamt um Bussen und Parkplätze drehten. Auf ihrem Instagram-Kanal pries etwa die Stapo Uster am 1. April neue Zehner-Stempelkarten an – für Parkbussen. Demnach geht «jede zehnte Busse aufs Haus», hiess es da.
In Zürich reitet man wieder durch die Stadt: Mehr als 20 000 Schritte würden Polizistinnen und Polizisten täglich beim Verteilen von Parkbussen gehen – sie könnten deshalb ab sofort auch zu Pferd unterwegs sein, hiess es am 1. April in den sozialen Medien. Die Mitarbeitenden «Kontrolle Ruhender Verkehr» hätten die Wahl zwischen Sattel und Sneaker.
Die Stadtpolizei Winterthur kündigte gar an, dass Parkplätze ab dem 1. April von autonomen Drohnen kontrolliert werden. Ein beängstigendes Szenario: Die Drohnen sprechen im gestellten Video sogar mit fehlbaren Autofahrern.
Die Verkehrsbetriebe Zürichsee und Oberland (VZO) teilten derweil am 1. April mit, dass sie, in Anspielung auf Bustransporte über den Titicacasee, analog neue Wege prüfen wollen, um ihre Busflotte zu parkieren – etwa auf Flossen in regionalen Seen. Der Grund ist nicht die abnehmende Zahl an Parkplätzen – diese erwähnen übrigens keine der Gemeindepolizeien in ihren Scherzen – sondern das erwartete Wachstum der Busflotte.
In Uster vermeldete gleichentags die Stadtkanzlei den Eingang einer Motion von SVP und FDP, die sich aber als 1.-April-Scherz herausstellt. Die beiden Motionäre beauftragen im Jux-Vorstoss den Stadtrat, dem Gemeinderat ein Reglement zur Einführung des Inventars der schützenswerten Parkplätze in Uster von städtischer Bedeutung (ISPU) vorzulegen. Die beiden Urheber begründeten ihre Motion damit, dass Parkplätze nicht nur Geschichte bedeuten, sondern auch Lebensraum verkörpern.
Derweil ist man auch anderswo auf Parkplatzjagd. So datiert auch eine Parkplatzdiskussion in Schaffhausen vom 1. April: Die Regierung muss hier mit den privaten Parkhausbetreibern eine Lösung finden, das Parkieren für die erste Stunde kostenlos anzubieten – dies, um die Attraktivität des Einkaufsstandorts Altstadt zu verbessern. Das Überraschende: Das entsprechende Postulat war kein Aprilscherz – und wurde überwiesen.
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