«Bundesrat? Zu langweilig!»
Arbeitnehmer und Kunden begeistern: Viel war von Begeisterung die Rede an der «KMU ZH Night» der Zürcher Kantonalbank. Zwei Unternehmerpersönlichkeiten zeigten auf, wie sie Begeisterung wecken: Bernhard Heusler, der bereits am KGV-Herbstkongress Gastredner war, und Unternehmer Peter Spuhler (Stadler Rail).
25. November 2024 Mark Gasser
Jürg Bühlmann, Leiter Firmenkunden, präsentiert ein Tagesseminar der Zürcher Kantonalbank, an dem die SMTEC GmbH aus Andelfingen teilgenommen hat.
Patrick Sulser präsentiert die Resultate des KMU Monitor 2024, der grossen KMU-Umfrage der Zürcher Kantonalbank.
Moderatorin Sonja Hasler im Gespräch mit Unternehmer Peter Spuhler.
Moderatorin Sonja Hasler im Gespräch mit Unternehmer Peter Spuhler.
Jürg Bühlmann, Leiter Firmenkunden bei der ZKB, meinte im Gespräch mit Moderatorin Sonja Hasler, dass die Unterstützung von KMU zur Bestimmung der Zürcher Kantonalbank gehört und nicht neu ist. Schliesslich wurde die Bank vor über 150 Jahren auch als KMU-Bank aus dem Gewerbe heraus gegründet.
Die Initiative KMU ZH, welche die ZKB vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat, ist also so etwas wie eine Institutionalisierung dieser DNA. Deren Herzstück ist die jährlich durchgeführte KMU-Studie. Daraus kristallisiert sich jeweils ein Jahresthema heraus, das nun wieder im Zürcher Kaufleuten an der «KMU ZH Night» am 12. November präsentiert wurde. Zwei Jahre lang war der Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel Jahresmotto gewesen mit entsprechenden Tagesseminaren zum Thema. Ein Angebot, das im letzten Jahr von über 100 Firmen genutzt wurde, so Bühlmann.
Ein Video beleuchtete ein solches Seminar am Beispiel der Firma SMTEC aus Andelfingen, die im Bereich der Elektronikfertigung Dienstleistungen erbringt. Die richtigen, hochspezialisierten Mitarbeiter zu finden, sei schwierig, meinte Geschäftsführer Reto May. Im Austausch mit den ZKB-Experten im Praxisseminar stellte sich heraus, dass die Aktivitäten im Bereich Medien der grösste Schwachpunkt der Firma waren. Daraufhin wurden Massnahmen definiert, um dies zu verbessern. Intern wurde eine Mitarbeiterin in digitalem Marketing weitergebildet. Anderseits wurde mit Unterstützung der ZKB neues Video- und Bildmaterial für die Rekrutierung erarbeitet. In «sehr kompaktem Format» habe das Seminar «sehr viele und breite Informationen» bereitgestellt, empfahl May die Seminare weiter.
Bernhard Heusler, ehemaliger Präsident des FC Basel, gab wie bereits beim KGV-Herbstkongress (S. 14) in seiner Rolle als Referent, Coach und Berater Einblick in seine Philosophie der Unternehmens- und Menschenführung. Diesmal bildete er aus den Führungsgrundsätzen «Zielorientierung», «Kooperation» und «(Verantwortungs-)Bewusstsein» drei ZKB-Pfeiler. Grosses erreiche man nur zusammen, wie die Evolutionsgeschichte und viele Erfindungen lehrten. Führen heisse auch, eine Balance zu schaffen zwischen Zielorientiertheit und Liebe zum Einzelnen und seinen Fähigkeiten – mit Empathie und emotionaler Intelligenz. «Denn es sind immer Menschen, die dafür sorgen, dass die Zahlen in der Bilanz stimmen.» Manchmal heisse das auch, wie Heuslers Rücktritt bewies: «Change in good times.» Denn der Club war erfolgreich, aber: «Das Wichtigste, was ein Fussballclub hat, ist nicht die Dividende, die er auszahlt, sondern sind die Emotionen, die er generiert.»
Mehr Begeisterung
Begeisterung und Mitarbeitermotivation: Mit den Resultaten des KMU ZH Monitor der ZKB wählte der Beirat dieses Jahr ein neues Schwerpunktthema. Patrick Sulser, Leiter Corporate Finance & Spezialfinanzierungen bei der ZKB, stellte die Studie vor.
Als für KMU sehr wichtige Themen kristallisierte sich unter anderem heraus, bestehende Mitarbeiter zu halten und weiterzuentwickeln, zweitens die Positio-
nierung gegenüber der Konkurrenz, drittens die Kunden (Erreichbarkeit, Bedürfnisse abdecken etc.). Als Jahresmotto wurden letztlich vor dem Hintergrund der Nachfrage nach Arbeitgeberattraktivität und Begeisterung der Kunden (durch Produkte und Dienstleistungen) die beiden miteinander verknüpft. So werden KMU-Kunden im kommenden Jahr Veranstaltungen wie auch Informationen zu diesen Bereichen zur Verfügung gestellt.
«Wir kamen im Beirat zum Schluss: Wenn man Kunden begeistern will, liegt der Schlüssel in der Begeisterung der Mitarbeitenden», erklärte Sulser. So wurden bereits zwei Tagesseminare mit Bezug auf die jeweiligen teilnehmenden KMU zu den Themen erarbeitet (Erfolgsfaktoren Arbeitgeberattraktivität und Kundenbegeisterung). Auf Anfrage meinte KGV-Präsident Werner Scherrer, der auch im Beirat ist: «Nur wer überzeugt und stolz ist auf seine Firma, wer begeistert von ihr ist, strahlt das auch gegen aussen hin aus.»
Peter Spuhler über Führung
Einer, der mit Begeisterung seine Züge verkauft, ist er Unternehmer Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident der Stadler Rail AG. Jeder Auftrag löse Begeisterung aus – auch bei den Mitarbeitenden, meinte Spuhler sinngemäss.
Von einigen Dingen, mit denen ihn Moderatorin Hasler konfrontierte, begeisterte Spuhler am wenigsten die gescheiterte Investition in Swiss Steel, eine serbelnde Schweizer Firma, bei der er Millionenverluste erlitt und das Feld nach Uneinigkeiten wieder dem Stahlhersteller Martin Haefner überliess. Auch der sinkende Aktienkurs von Stadler Rail begeisterte Spuhler naturgemäss wenig. Aber er nannte erfreulichere Investitionen wie jene in die Rieter Holding AG 2008. Mittlerweile hält er fast ein Drittel der Aktien. «Das begeistert, wenn man etwas bewegen kann.» Auch sein junges Team sei sehr begeisterungsfähig.
Spuhler erzählte auch von seiner Familie, von seinen Führungserfahrungen im Militär als Hauptmann der Gebirgsgrenadiere – und von ersten Gehversuchen als Leutnant. Mitarbeiter begeistern, heisst für ihn ähnlich wie bei Heusler, «bereit sein, Verantwortung zu übernehmen, ehrlich und authentisch zu sein». Klare Zielvorgaben gehörten dazu, aber auch Zuhören – und letztlich Entscheidungsfreude. Diesbezüglich meinte er zum neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump, dass er hoffe, dieser werde tatsächlich wie angekündigt schnell den Ukrainekrieg beenden. Allerdings ohne grosse Landverluste für die Ukraine.
Gefragt, weshalb er nie Bundesrat werden wollte, meinte Spuhler lakonisch: «Zu langweilig.» Dinge nach aussen vertreten zu müssen, hinter denen man nicht stehe, sei gegenüber dem (überzeugten) Unternehmerdasein keine Alternative.
Mark Gasser
Chefredaktor
Zürcher Wirtschaft
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