Vom Baustellenhund zum Berufschamp

In einer Welt, die von technologischem Fortschritt und sich wandelnden Arbeitsmärkten geprägt ist, ist die Berufsmesse Zürich eine einzigartige Gelegenheit, die Vielfalt der Berufswelt hautnah zu erleben. An der 18. Berufsmesse wurden auch einige skurrile digitalen «Helfer» auf der Baustelle gesichtet.

Bild Mark Gasser

Der Roboter-Baustellenhund faszinierte auch die Kaminfeger am Stand nebenan.

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Schindler bot als Geschicklichkeitstest ein Riesen-Yenga an.

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Bei Swiss wurde gezeigt, wie die Polymechaniker und Automatiker im Übungs-Cockpit die Checkliste abarbeiten.

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Der Schweissroboter wird bei den Metallbauberufen in der Ausbildung bereits intensiv genutzt.

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Gipser-Champion Michael Ryter trainierte am Trockenbau für die Gipser-Berufsweltmeisterschaft 2024.

Die Berufsmesse Zürich ist mehr als eine Messe – sie ist ein Erlebnis, wie ein Rundgang zeigt. Viele Aussteller fanden interaktiv und spielerisch eine Brücke zwischen der «erwachsenen» Berufswelt und dem jugendlichen Spiel- und Entdeckungstrieb. Eine wortwörtliche Entdeckungsreise bot EIT Zürich: In einem Escape Room konnte man durchs korrekte Beantworten von Fragen zu den Elektroberufen Raum um Raum entdecken.

Fernweh bei der Swiss

Mehrere Lehrberufe präsentierte etwa die Swiss – auch hier wird mit viel Hightech ausgebildet: Beim Automatiker und Polymechaniker kam ein wenig Fernweh auf: In einer Art Flugsimulator konnte man junge Techniker dabei beobachten, wie sie im Cockpit die Checkliste an Flugzeugteilen abarbeiten – und je nach Programmierung orteten sie hier und da Reparaturbedarf. So lässt sich etwa ein Triebwerksbrand simulieren. «Den Simulator nutzen wir oft in der Ausbildung, da wir beispielsweise nicht alleine die Triebwerke starten dürfen», meint ein angehender Polymechaniker.

Wie in vielen Berufen ist auch bei den Automatikern und Polymechanikerinnen die Ausbildung keine Sackgasse: Sie können nach vierjähriger Grundausbildung in der Lehrwerkstatt diverse Weiterbildungen absolvieren: Etwa zum lizenzierten Flugzeugmechaniker, zur Triebwerkmechanikerin, zum Ingenieur FH oder zum Techniker HF, oder auch zum Luftfahrzeugtechniker.

Baustellenroboter on Tour

Während auf Schweizer Baustellen bereits häufig über digitale Kanäle kommuniziert und administriert wird, sind Roboter, die etwa schweissen oder mauern noch eher Zukunftsmusik. Nicht aber in der Lehrlingsausbildung: Hier hilft der Schweissroboter, das Handwerk zu perfektionieren.

Gerade in der Planung kommen verstärkt digitale Technologien zur Anwendung: Ein Vertreter der MEB-Gruppe sorgte im Bereich der Bauberufe für Aufsehen – genauer gesagt: der von ihm gesteuerte, vierbeinige Roboter. Der mobile «Baustellenhund» SPOT von Boston Dynamics mit Zubehör von Hilti und Trimble erfasst auf Baustellen die Umgebung, erkennt Hindernisse, kann diese selbständig umgehen und sogar Treppen bewältigen. Er verfügt über einen robusten 3D-​Scanner und kann autonom Panoramabilder aufnehmen. Über eine entsprechende Software kann der Polier oder Bauführer am nächsten Tag Soll und Ist vor Ort vergleichen – oder der Maurer kann mit 3D-Brille das Werk bereits vor dessen Vollendung betrachten.

Praxis versus Studium

Auch wenn Roboter auf der Baustelle nicht mehr Fiktion sind: Handwerker braucht es weiterhin – solche wie den Gipser Michael Ryter, SwissSkills-Goldmedaillen-Gewinner der Gipser-Trockenbauer. Er trainierte täglich am Maler-Gipserstand für die Weltmeisterschaft 2024 in Lyon am Trockenbau mit Stuck-Verzierung. Die Trocknungszeit sei kurz, und je nach Abrieb, den man am Wettbewerb – und im Berufsleben – verwenden müsse, «geht es auch oft um Genauigkeit».

Peter Mächler, Ressort-Leiter Berufsmesse Zürcher Malermeister-Verband, ergänzt: Die Teilnahme an der Berufsmesse Zürich sei für seinen Berufsverband sehr wichtig, da der handwerkliche Beruf oftmals nicht genügend wertgeschätzt werde. «Hier haben wir die Möglichkeit, unserem Beruf die richtige Aufmerksamkeit zu geben und den zukünftigen Nachwuchs zu rekrutieren. Die Berufsmesse Zürich ist schweizweit die grösste Messe für die Nachwuchsförderung, an der wir zudem unsere beiden Berufsbilder bekannter machen können.»

Mark Gasser

Chefredaktor
Zürcher Wirtschaft

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