Auf den Hund gekommen

Heisst es schon bald: Kinder und Hunde an die Macht?

In unserer infantilisierten Gesellschaft gilt je länger desto mehr das Motto «Kinder an die Macht!». Vielleicht müsst das Motto ergänzt werden: «zusammen mit den Hunden». Erstere erklären der älteren Genration die Welt, was geht und vor allem was nicht geht. Wenn nicht pariert wird, kleben sie sich auf die Strasse oder veranstalten Klimademos. Zum Wohle der Hunde werden aktuell Unterschriften für die Feuerwerksinitiative gesammelt, die jegliches Feuerwerk für Private verbieten will. Zu gross der Stress für die treuen Vierbeiner, wenn ein Böller im Quartier hochgeht. Es war ja auch ein gar langer Weg des Hundes vom wilden Wolf zum hochgezüchteten Modeaccessoire in der Guccitasche.

«Gut gebrüllt, Löwe»

Erstaunlich ist, dass die Initianten illustren Support des Zürcher Zoos erhalten, wie der «Tagi» unlängst schrieb. Laut Zoodirektor Dressen geht es nicht primär um die Tiere im Zoo – auch wenn diese ebenfalls durch die Knallerei gestresst würden –, sondern um einen grundsätzlichen Schutz von Wildtieren. «Gut gebrüllt, Löwe», möchte man ihm zurufen. Ausgerecht der, der Wildtiere in enge Gehege sperrt. Mit dem Resultat von verhaltensauffälligen Bären, die mit ihrem Kopf wackeln wie ein quengelndes Kind an der Migroskasse. Man möchte Herrn Dressen zurufen: «Kümmere dich um das Image deines Zoos, sonst wirst du bald ausgestopfte Bären von Gigi Oeris Basler Puppenmuseum als Leihgabe in deinen Gehegen ausstellen müssen.» Vielleicht sollte man den Spiess umdrehen. Denn man kann die ganze Lärmschutzthematik mit Fug und Recht auch ganz anders sehen. Ein zu lauter getunter Töff wird aus dem Verkehr gezogen, wenn er zu viele Dezibel verursacht. Städte wie Zürich wollen flächendeckend Tempo 30 einführen, um den Lärm zu reduzieren. Aber Hunde dürfen immer und überall bellen, ob im Quartier über Mittag oder trotz Nachtruhe morgens ums drei. Das hat auch mit Erziehung zu tun.

Schlecht erzogene Kinder, kläffende Vierbeiner

Was für schlecht erzogene Kinder gilt, gilt eben auch für die kläffenden Vierbeiner. Es gab wohl selten so schlecht erzogene Hunde wie heute. Hundeprofis meinen zudem, dass ein richtig erzogener Hund auch vor Feuerwerken keine Angst hat. Fazit: Die jährliche 1.-August- und Silvester-Knallerei ist tatsächlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber darf denn nichts mehr Spass machen? Sollen junge Burschen nur noch mit der Spielkonsole ihre Freizeit vor dem PC verbringen oder macht nicht die Sprengung einer Sandkastenburg mit «Frauenfürz*innen» bedeutend mehr Spass? Ein Hoch auf eine Schweiz, die sich dermassen elementaren Fragen stellt, ob Nachbars Lumpi wegen ein paar Raketen und Böllern die Krise schiebt. In der freien Natur – ohne Feuerwerk, dafür mit Blitz und Donner – ginge es Lumpi wohl nicht besser. Dort gilt nach wie vor «the survival of the fittest».

Wadenbeisser

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