Ärger über Tempo 30 in Winterthur

Tempo 30 auf Winterthurs Hauptverkehrsachsen um die Altstadt ab Herbst 2022: Die Pläne des Stadtrats gehen dem KMU-Verband Winterthur und Umgebung zu weit.

Gewerbebetriebe sind darauf angewiesen, zügig zu ihren Kunden zu kommen. Dafür hat man sowohl in Zürich als auch in Winterthur wenig Gehör. Während es einleuchtet, dass in Quartieren Motorfahrzeuge – aber auch Elektrovelos – in angepasster Geschwindigkeit verkehren sollen, geht die jüngste Ankündigung in Winterthur, auch Hauptverkehrsachsen drosseln zu wollen, dem KMU-Verband Winterthur und Umgebung zu weit.
Durch flankierende Massnahmen wie versetzte Parkfelder, Blumentröge und veränderte Rechtsvortritte werde die Übersicht-
lichkeit eingeschränkt, wie der Verband schreibt. Gerade die angestrebte Sicherheit gehe durch solche Massnahmen verloren – und der Ausweichverkehr werde durch Ausweich-, Brems- und Beschleunigungsmanöver gestört, was zu mehr Hektik im Verkehr führe. «Von einer Beruhigung kann keine Rede sein», so der Verband. Die unnötige Verunstaltung der Tempo-30-Zonen sei teuer und kontraproduktiv – und gefährde die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden. An vielen Strassen werde systematisch der Rechtsvortritt eingeführt, was zu gefährlichen Situationen für Velofahrer führe.
So würden in der Velostadt durch die Verhinderungspolitik und künstliche Verlangsamung des Transitverkehrs neue Probleme geschaffen. «Wir kämpfen nicht mit denselben Problemen, sondern wir schaffen uns dieselben Probleme wie Zürich», sagt Christian Maier vom Vorstand des KMU-Verbands.

Sinnlose Umwege
Indem der motorisierte Verkehr auf ein paar wenige Hauptachsen gedrängt werden soll, werde er zum Erliegen gebracht, findet der KMU-Verband. Die geplanten Tempo-30-Zonen würden Automobilisten zu sinnlosen Umwegen zwingen. Das widerspreche dem Gesamtverkehrskonzept, wonach der Transitverkehr so direkt wie möglich auf die Autobahn geleitet werden soll, um das Zentrum zu entlasten. Entsprechende Erschliessungen würden aber zugunsten von Tempo 30 herausgeschoben. Wer etwa von Seen auf die Autobahn gelangen will, muss durch die ganze Stadt fahren. «Es werden nur Dinge realisiert, die in die linksgrüne Agenda passen», so Maier. «Mit der Massnahme wird einzig die Hauptschlagader des Verkehrs getroffen. Die Stadt spielt dabei mit unfairen Mitteln bzw. reizt das System zu ihren Gunsten aus.» Ferner müsste die Stadt die Wirksamkeit der Massnahmen auch messen. «Sie unterlässt das stets mit dem Argument, dass sie zu wenige Ressourcen hat. Das ist rechtswidrig». Jüngst kippte das Statthalteramt die überstürzte Einführung von Tempo 30 an sechs Strassen wegen «schwerwiegen-der Verfahrensfehler». Rekurse gegen die aktuellen Tempo-30-Pläne seien auch bereits eingereicht.

Visualisierung Stadt Winterthur

Die geplanten Tempo-30-Zonen rund um die Altstadt von Winterthur.

Mark Gasser

Chefredaktor
Zürcher Wirtschaft

Ihre Meinung ist uns wichtig

Das Thema ist wichtig.

icon_thumbs_up
icon_thumbs_down

Der Artikel ist informativ.

icon_thumbs_up
icon_thumbs_down

Der Artikel ist ausgewogen.

icon_thumbs_up
icon_thumbs_down

Anzeige